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Das maximale Verbrechen

Wieder verprügelt ein Mann wahllos Frauen. Diesmal ist es ein 35jähriger in einer Diskothek in Villach. Die Polizei ermittelt. Warum werden Frauen immer wieder Opfer von Männergewalt? Je freundlicher, geduldiger und schutzloser sich junge Mädchen, Frauen und Ältere ihren Aggressoren nähern, desto gewaltvoller werden sie behandelt. Von Erniedrigungen in der Öffentlichkeit über sadistischen Sex, der von Pornos abgekupfert wird, bis zu grausamen Misshandlungen mit Schlag- und Schnittwerkzeugen reicht die Kette jener Gewalttaten, die man sich kaum vorstellen mag. Wir alle hoffen, dass so etwas unseren Töchtern nicht passiert und raten ihnen daher, nur ja nicht aus der Reihe zu tanzen. Denn das maximale Verbrechen einer Frau ist es, dem patriarchalen Rollenbild nicht zu entsprechen, sich der Macht des Mannes über sie zu entziehen. Das fordert natürlich die maximale Strafe: den Femizid. Dazu sagen wir StoP!! Das Projekt, das österreichweit gegen Partnergewalt mobil macht, findet in der Gesamtgesellschaft viel Zuspruch, muss aber erst flächendeckende Wirkung entfalten. StoP ist Community Work und lebt von der Beteiligung aller, weil aktive NachbarInnenschaft das leisten kann, was einer einzelnen Person unmöglich ist: Awareness und Bewusstseinsarbeit stoppen Gewalt.

Frauenhass findet in unserer Gesellschaft tagtäglich Rechtfertigung. Die Strukturen in denen wir leben, geben Frauen weniger Rechte, weniger Möglichkeiten, weniger Geld für mehr Arbeit. Wenn die Politik nicht dafür sorgt, dass sich das ändert, werden Frauenrechte und Menschenrechte weiterhin divergieren.

Femizide sind leider an der Tagesordnung. Frauen können aus eigener Kraft nicht aus den Strukturen ausbrechen. Sie können das Spielfeld des Alltags nicht verlassen. Sie können nur Vorkehrungen treffen und hoffen, dass sie nicht das nächste Opfer sind. Ist es also besser für sie, keine Miniröcke anzuziehen, sich nicht zu schminken, nachts nicht allein auf die Straße oder gar in die Disco zu gehen? Ach, wären sie doch zu Hause geblieben, die beiden jungen Frauen aus Villach! Wen hätte es dann getroffen? Dich, mich, meine Tochter, die Nachbarin? Wenn jede dritte Frau von Gewalt betroffen ist, kann das nicht die Schuld der Frauen sein. Denn sooft Tiere gequält werden, wird niemand den Tieren die Schuld dafür geben. Wenn Bäume in Städten gefällt und durch Betonbauten ersetzt werden, wird niemand denken, die Bäume hätten sich eben anders verhalten sollen. Wenn Frauen getötet werden, bleibt das die erste Frage: Was hat sie falsch gemacht?

Drei Mordfälle hat es in diesem Jahr schon gegeben. Der Jänner ist gerade zu Ende. 12 Mal kam es darüber hinaus in diesem Monat zu amtsbekannter, schwerer Gewalt gegen Frauen. Unsere stille Befürchtung, dass da noch viel mehr Böses geschieht, was den Mädchen und Frauen ein unbeschwertes Leben in Österreich verunmöglicht, trügt uns nicht. Frauen ertragen so Einiges, bevor sie eine Beratungsstelle aufsuchen, sich Hilfe holen, oder schlicht tot aufgefunden werden. Eine jede hat ihre Leidensgeschichte, ihr Martyrium.

Die Zeit ist reif, dass Frauen in Solidarität mit Männern, gesamtgesellschaftlich und individuell, gegen Femizide kämpfen. Feminismus geht uns alle an. Worauf wollen wir warten?

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