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Mädchentester-Plakat in Graz

Wieder einmal schafft es Österreich bis in die BILD. Das ist eine harte Zeit für jene, die hoffen, dass Menschen ohne Lobby, Frauen und Kindern, in unserem Land Gerechtigkeit widerfährt. Medien publizieren, was die Öffentlichkeit artikuliert. Das Mädchentester-Plakat wird „geschmacklose Werbung“ genannt. Diese Verharmlosung durch auflagenstarke Printmedien lullt uns ein. Gerichte fällen Urteile, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht ahnden bzw. mit verhältnismäßig geringen Strafen belegen. Unsere eigene Urteilfähigkeit nimmt Schaden. Man hört: „Pädophilie, das sucht man sich nicht aus.“ Niemand sagt StoP.

Während dieses Großplakat im Zentrum von Graz von sich reden macht, lebt man im Umland das traditionelle Leben von einst. Wir genießen die letzten Ferientage und kleiden unsere Kinder ein, kaufen Schulsachen für jene, die Mädchen sind und jene, die einmal Mädchentester werden können. Chancengleichheit sieht anders aus. Machtgefälle zwischen patriarchalen Strukturen hier und Gestrampel um Gleichberechtigung auf der anderen Seite. Solche Verhältnisse lassen für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Ist es eine praktikable und akzeptierbare Lösung, das Wort Mädchentester durch Ladytester zu ersetzen? Was darf ich mir von einer solchen Testosteron-Testperson erwarten? Sind Mädchen, Ladies und Frauen nicht Menschen wie du und ich?

Misogynie hat mit Österreich offensichtlich ein neues, europäisches Zentrum gefunden. Die Steiermark führt das österreichische Femizide-Ranking an. Damit gliedern wir uns ein in ein Land, das mit denen, die ohne Seilschaften leben, kein Mitgefühl zeigt. Salzburg und Tirol planen Schwangerschaftsabbruchregister, die mit unseren Steuergeldern erheben sollen, warum Frauen ein Recht auf ihren eigenen Körper einfordern. Nicht medizinisch-indizierte Schwangerschaftsabbrüche sollen hintangehalten werden. Damit werden Frauen zu Gebärmaschinen degradiert. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Österreich immer noch ein Straftatbestand. Für alle Formen von Verhütung kommen aber Frauen auf, auch für die Verantwortung dafür. Die Fristenlösung, eine Errungenschaft der 1970er Jahre, stellt den Schwangerschaftsabbruch lediglich in den ersten 15 Schwangerschaftswochen straffrei, wenn die Frau eine ärztliche Beratung in Anspruch genommen hat. Es sollte also hinlänglich bekannt sein, warum sich Frauen für eine Abtreibung und gegen eine Geburt entscheiden.  

Sollte ein getestetes Mädchen, eine Lady, eine Frau eine Schwangerschaft erleiden, hat SIE ein Problem, nicht der Tester und nicht das System. Die in Bordellen übliche Formulierung „frische Mädchen“, die wir an allen Ecken finden können, meint natürlich nicht minderjährige Mädchen, wird uns beschwichtigend entgegnet. Wir finden – im Einzelfall – für jedes Problem eine Lösung und eine Rechtfertigung für jeden Missstand. Die Gerichtsbarkeit schützt in Österreich immer noch eher die Täter als die Opfer.

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